DGFT & JHV

7. Deutsche Gästeführertagung und 30. Jahreshauptversammlung des BVGD in Leer 2024

Leer ist zum Sterben schön“, – das wissen wir zwar, aber gesagt wurde es 2013 im ZDF, als der Fernsehsender einen neuen Drehort für den geplanten Friesland-Krimi suchte. Seitdem sind die Leeraner regelmäßig im Fernsehen zu sehen, und es besuchen uns noch mehr Menschen aus ganz Deutschland, aber auch aus dem benachbarten Ausland. Und sie stellen fest, wie schön Ostfriesland ist, insbesondere unsere kleine Stadt. Hafenfeste, Reedereien und ein erfolgreicher Fernseh-Krimi: In der malerischen Dreiflüssestadt Leer finden vom 29.02. bis 03.03.2024 die 7. Deutsche Gästeführertagung und die 30. Jahreshauptversammlung des Bundesverbandes der Gästeführer in Deutschland e.V. statt. Wir, die Gästeführer Leers mit der Stadt Leer, freuen uns, Sie in Ostfriesland zu begrüßen!

„Hleri“, unser heutiges Leer, wurde bereits um 800 n. Chr. erwähnt. Von hier aus wurde das Christentum in Ostfriesland verbreitet. Es war der hl. Liudger, der die erste Holzkirche bauen ließ, um uns Barbaren zu retten – die Wilden Männer mit den roten Bärten. Heute ist gerade unsere Stadt bekannt für fast 20 Kirchen und kirchliche Einrichtungen verschiedener Religionszugehörigkeiten. Seit dem 14. Jh. regierten Häuptlinge. Nicht solche, die man aus den Western-Filmen kennt. Nein, es waren vielmehr reiche und einflussreiche Männer. Noch heute zeugen zwei Burgen in unserer Stadt von dieser Zeit.

Nun muss man nicht glauben, schön und klein seien die Attribute, mit denen man Leer am besten beschreibt. Mitnichten, denn wir sind auch eine pulsierende, moderne und aufstrebende Stadt. Heute befassen sich in Leer 61 Firmen mit Software und es gibt viele junge Leute, die chillend ihren Geist bemühen, um neue Programme zu gestalten. Und in der seit 1878 bestehenden Seefahrtschule werden angehende Nautiker und Angehörige anderer maritimer Berufe ausgebildet. Selbst Willem-Alexander, König der Niederlande, ließ sich bei einem Besuch in Leer vom maritimen Zentrum mit Schiffssimulator begeistern.

Wir Leeraner sind stolz auf die größte zusammenhängende Altstadt Ostfrieslands. Die Bürger Leers haben dafür gesorgt, dass das so blieb. Anfang der 1970er Jahre zielte die Stadtgestaltung nämlich darauf, viel Ehrwürdiges und Historisches abzureißen. Nachdem wir jedoch drei schlimme Beispiele für Betonarchitektur erleben durften, setzten sich viele Leeraner sehr erfolgreich gegen diese Neuerungen und für den Erhalt der historischen Altstadt ein.

Leer wird von drei Flüssen umspült, der Ems, der Leda und der Jümme. Das hat uns lange Sorgen bereitet, denn wenn es in der Nordsee stürmte und Fluten in die Ems gedrückt wurden, bekamen die Leeraner hier regelmäßig nicht nur nasse Füße. Der kommunale Hafen ist zwar einer der kleineren in Norddeutschland, als Reedereihafen hat er jedoch Weltformat. Leer ist nach Hamburg der zweitgrößte Reedereistandort Deutschlands. Der Reeder mit den meisten Schiffen, davon einige bekannte Forschungsschiffe, ist Roelf Briese. Das Beste jedoch ist, dass der Hafen mitten im Zentrum Leers liegt, denn dieser Umstand beschert uns großartige Hafenfeste und erholsame Spaziergänge auf der Uferpromenade. Einmal im Jahr feiern wir ein Fest namens Galli-Markt, der 1508 vom damaligen Landesherrn Edzard I. gestiftet wurde. Anfang Oktober kommen deshalb an fünf Tagen ca. 500.000 Besucher.

Unsere Geheimsprache „Platt“ wird hier gepflegt und noch in verschiedensten Dialekten gesprochen. Unsere Begrüßung kennt wohl jeder. Mit MOIN kommen wir hier aus. Moje Dag (Schönen Tag) heißt es, und das gilt hier morgens, mittags und am Abend. Die Ostfriesen sind wortkarg, man macht nicht viele Worte. Deshalb, ein Moin genügt, bei Moin Moin sind Sie schon eine Quasselstrippe.

Ostfriesland ist die größte Teetrinker-Region der Welt. Bei jedem Teegenuss handelt es sich um eine Teezeremonie. In eine kleine, feine Tasse wird ein Teekluntje gegeben, mit kochendem Tee übergossen, damit es knistert, und dann wird mit einer kleinen Sahnekelle die Sahne gegen den Uhrzeigersinn am Rand der Tasse hineingegossen. Jetzt wird die Zeit angehalten, wir schauen auf die aufsteigenden Wölkchen und genießen den karamellartigen feinen Tee, der zum Schluss über den Kluntje fließt und einen süßen Geschmack hinterlässt. Drei Tassen sind Ostfriesenrecht. Nach drei Tassen Tee wusste man, ob man mit einem Freund oder einem Feind trank. Das Wichtigste ist jedoch, dass man nicht mit dem Löffel umrührt, denn der ist nur dazu da, um zu zeigen: „Ich möchte keinen Tee mehr.“

Eigentlich wollten wir Sie schon früher zur Deutschen Gästeführertagung nach Leer einladen, nämlich anlässlich des Festes „200 Jahre Stadtrechte“, doch die Verschiebungen der letzten beiden Jahre führten dazu, dass wir nun 2024 dran sind. Jahrhundertelang wurde nämlich darüber gestritten, ob Leer Stadt werden sollte oder nicht. 1823 konnten wir dann nicht mehr entscheiden. Der damalige Landesherr König Georg IV. von Hannover machte uns einfach zur Stadt. Warum alles so kam und warum wir dann ein so großes Rathaus bekamen, das wollen wir Euch bei Führungen erzählen.

Ach ja, hier in Ostfriesland findet man die meisten Orgeln der Welt! Die älteste bespielbare Orgel steht im Rysum in einem Runddorf. Und zwei Schlösser haben wir noch anzubieten, eingebettet in wunderschöne Gärten.

Wir hoffen, alle Gästeführer und Touristiker neugierig gemacht zu haben. Die Ausrede, man wisse ja nicht, wie man nach Leer kommt, wird nicht akzeptiert, denn Leer ist mit dem Pkw, mit dem Schiff, mit der Bahn, zu Fuß und sogar per Sportflugzeug gut erreichbar. Wir werden Euch begeistern. Moin …!

Susanne Abou-Kassem
Warkgrupp Oostfreesland & DIE Stadtführer von Leer

Mitglied im BVGD - Bundesverband der Gästeführer in Deutschland e. V. - www.bvgd.org